Liebe Weinliebhaber,
heut mal wieder kurz und knackig ein paar Informationen rund um die Wein-Welt.
(1) Dichtung und Wahrheit
Damit sich Wein in der Flasche gut hält, muss die Öffnung gegen Luft-Eintritt gut abgeschlossen sein. Früher verwendete man dazu Korken. Diese waren zwar nicht 100%ig luftdicht, sondern erlaubten sogar einen kleinen Gas-Austausch, der in gewissen Grenzen für die Reifung der Weine sogar förderlich sein konnte. Einen Korken fachgerecht aus der Flasche zu ziehen, war nicht nur Ritual, sondern kam – je nach Alter und Beschaffenheit des Korkens – einer Kunst gleich. Allen Liebhabern dieser Gerätschaft-gestützten Kulturtechnik empfehle ich wärmstens den Besuch des nahe gelegenen Korkenzieher-Museums. Von Tiengen bis Burkheim sind es rund 20km, siehe https://www.korkenzieher.de/
[Fotos: links blaue Tank-Dichtung, Mitte durch-lässige Kork-Dichtung, rechts wahre Kapsel-Dichtung]
Der hohe Preis für das Plopp: Es gab und es gibt sogenannte Korkschmecker. Rund 2-4% der kork-gefüllten Weine weisen eine muffig-rindige Note auf, die nach Kork riecht und schmeckt und den Wein ungenießbar werden lässt. Hinzu kommt: Weil Kork ein Naturprodukt ist, gibt es unterschiedliche Grade an „Dichtung“ bzw Dichtigkeit. Manche Korken sind relativ durchlässig, andere Korken sind dichter. Je länger identische Weine lagern, umso unterschiedlicher reifen die einzelnen Weine. Während die 1. Flasche mit relativ hermetischer „Dichtung“ noch Reifepotenzial hat und weiter lagern kann, ist die Zwillingsflasche mit weniger dichtem Korken möglicherweise schon oxidiert und „rum“.
„Wahre Dichtung“ erreicht man mit Kapseln. Denn darin sorgen mehrere Schichten unterschiedlicher Material-Lagen für einen hermetischen Luftabschluss. Die erste Flasche schmeckt genauso gut wie die 12. oder zweihunderste. Korkschmecker sind ausgeschlossen. Unter geübten Weintrinkern hat sich die Kapsel in Deutschland längst etabliert. Neben der hervorragenden Dichtungs-Eigenschaften schätzt man hier die Kapsel auch wegen einiger praktischer Vorteile: Das lästige Gebrösel von brüchigen Korken entfällt, die Flaschen lassen sich einfach schließen und gut wieder öffnen. Lediglich Gelegenheits-Trinker fremdeln hierzulande noch mit der Kapsel – und die traditionsbewussten Schweizer. In manchen urbaneren Zentren und entlegeneren Dörfern der Alpenrepublik hält sich noch immer die Meinung – wie Schneegipfel im Sommer – dass es für einen guten Wein einen „Zapfen“ braucht. Dass es auch anders geht, entdecken die zweifelnden Schweizer dann Schluck für Schluck bei unseren Weinen: Die sind einfach klasse und kommen prima ohne Zapfen aus.
So, genug der Dichtung für heute. Einige schmerzhafte Wahrheiten über die Flaschenlagerung gibt’s in der nächsten Wein-Info. Da müsst Ihr dann ganz stark sein!
(2) Weniger ist mehr, aber: Kein Wein ist auch keine Lösung!
Wenn Ihr Wein via Versand bestellt, habt Ihr sicher schon bemerkt: Ich versuche, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und alles zusammen in eine Mail zu packen. Meist verzichte ich auf: eine Bestellbestätigung, Versandankündigung, Trackingcode-Zustellung, Zustell-Ankündigung, Zustellbestätigung, Zufriedenheits-Befragung und Erinnerung zur Abgabe der Shop-Bewertung. Weniger ist manchmal mehr. In arbeitsreichen Zeiten (also oft) kann es vorkommen, dass mir eine Bestellung durch die Lappen geht. Oder ich verdaddele es, die Rechnung zu schicken. Dann dürft Ihr mir gern einen Schubser geben und mich an das Vergessene erinnern.
In den Reben verfolge ich den ähnlichen Ansatz. Im verzichte ich auf Herbizide, Insektizide, Botritizyde und Kupfer. Gegen Pilze setze ich organische Fungizide ein. Hier minimiere ich den Einsatz, indem ich zum genau richtigen Zeitpunkt behandle. Bei meinem Micro-Weingut bekomme das innerhalb von 3 Stunden hin und kann auf diese Weise auch kleine Zeitfenster ausnutzen. Auch hier ist weniger mehr.
Die Schweizer Studentin Sira Trinkler drehte 2022 für Ihre Abschlussarbeit einige Filme bei uns in den Reben. Hier eine kleine Sequenz zum Thema Biodiversität, Obacht – auf alemannisch ohne Untertitel!
https://www.dropbox.com/scl/fi/ebjzytohrujjtaukl0qzq/Simon_Diversit-t.MP4?rlkey=8jyktmrnocetrgjn6ieif9ljl&dl=0
In der letzten Wein-Info hatte ich ja die ultimative Glücksformel verraten: (a) Weglassen, was man nicht braucht und (b) sich auf das Wesentliche konzentrieren, das einen Wert hat. Zum Glück haben wir Wein, den man braucht. Vielen Kunden hilft unser Wein sogar dabei, das Wesentliche besser zu erkennen, weil das Trinken von gutem Wein die Sinne schärft. Im Bild links seht Ihr das winterliche Grau mit Blick auf den Schwarzwald. Nach einem Glas von unserm Wein erkennt Ihr rechts, wie schön und bunt es wird, wenn wir Artenvielfalt fördern.
(3) Aussichten und Einblicke
Im Keller reift derweil der 23er Jahrgang, den wir am 6. Mai füllen werden. Im Sommer hatten wir den Ertrag radikal reduziert, damit die Reben mit der Trockenheit besser klarkommen. Was für die Wein-Qualität ein Mehr bedeutet, heißt für die Quantität ein Weniger. Aber das ist ok, denn das, was Ihr trinkt, soll ja auch richtig Spaß machen!
Links bekommt Ihr einen Einblick in den Keller. In der Mitte ein Still-Leben mit Katze. Derzeit rödeln und rädeln wir in den Reben, damit wir die Ruten noch vor dem Knospenschwellen an den Biegedraht angebunden bekommen. Im Anhang bekommt Ihr die aktuelle Weinliste. Die November-Aktion ist vorbei. Wer nach Preis-attraktiven Angeboten sucht, wird mit unseren vorgepackten und gesponsorten Probierpaketen für 60 Euro glücklich oder mit dem Sparpaket für 40 Euro (Foto rechts). Für lokale Kunden steht unser Brennhäusle als Regiomat „Old School“ zur Selbstbedienung tagsüber offen. Wer weiter weg ist, schickt uns eine Bestellung per E-Mail. Darüber und darauf freuen wir uns.
Liebe Grüsse
aus Freiburg-Tiengen
Josef J. Simon